Comacchio – Venedigs bezaubernde kleine Schwester
Die faszinierende Lagunenlandschaft im Po-Delta lässt uns das ursprüngliche Italien erleben.
Kein Rummel, kein Lärm: Im Gegensatz zu den stolzen Gondolieri in Venedig schippern die „Kollegen“ in Comacchio ihre Batane – kleine Boote mit flachem Kiel – ruhig und gemächlich durch die Kanäle.
Was für eine schöne Entdeckung: Comacchio bei Venedig
In der brennenden Augusthitze gondeln wir gemächlich über die Landstraße vom trubeligen Adria-Küstenort Cesenatico Richtung Norden. Es ist zu heiß, um das Dach des Cabrios zu öffnen, aber die Laune ist wunderbar, denn die Sonne scheint, die Landschaft ist hübsch, der Verkehr fließt.
Auf der Suche nach unserer Unterkunft folgen wir unbekümmert dem Navi und fahren mitten nach Comacchio hinein: Enge Gässchen, Pflastersteine und – Wasser, viel Wasser!
Auch im 21. Jahrhundert besteht es mehr aus Kanälen, denn aus Straßen. Die wenigen, die durch das in der Antike auf 13 Laguneninseln errichtete Comacchio führen, sind superschmal und meist Einbahnstraße.
Wir sind laut Navi mehrere Male fast da, doch dann ist immer ein Kanal dazwischen, oder ein Fußgängerbereich oder eine Brücke. So drehen wir unter den mitleidig-ungläubigen Blicken der relaxt beim Café sitzenden Einwohner oder am Straßenrand werkelnden Arbeitern mehrere Runden durch das mittelalterliche Städtchen. Schließlich geben wir auf und stellen das Auto auf einem Supermarktparkplatz außerhalb des Stadtkerns ab.
Zauberhaftes kleines Hotelchen in Comacchio bei Venedig
Wir rumpeln unsere Rollkoffer (wie immer zu viel eingepackt!) über polterndes Pflaster und die drei Brücken des imposanten Bauwerks Trepponti bis zum Kanal, an dem unsere Unterkunft Locanda La Comacina liegt.
Das Hotelchen ist nicht brandneu, aber supersauber. Das Schlafzimmerfenster schaut direkt auf den Kanal, an dem die Locanda liegt. Er ist mit breiten Sandsteinen eingefasst, die Gebäude gegenüber sind imposant, massig. Alles wirkt auf eine beruhigende Art und Weise massiv und alt. Unzerstörbar.
Für den ersten Überblick lassen wir uns mit einem der traditionellen Batane durch das Lagunenstädtchen gondeln und sind sofort verliebt in den ursprünglichen Stadtkern mit pastelligen Häusern und kleinen Brücken über die unzähligen Kanäle. Nun aber wird die Hitze so heftig, dass es uns ans erfrischende Meer zieht.
Coole Tour mit Bike und Boot
Wie fast überall in Italien ist auch hier die Küste in private Strandbäder unterteilt. Wir entscheiden uns für die Bagni di Maui http://www.baiadimaui.eu am Lido die Spina – eine coole Strandbar mit weiß gewischten Holzmöbeln und coolem Surferambiente.
Der Strand ist hier so breit, dass es sich selbst jetzt in der Hochsaison nicht überfüllt anfühlt. Hier können wir herrlich entspannen bei leiser Loungsmusik und einem kühlen Getränk.
Ähnliche schöne Stranderlebnisse gibt es an der Amalfiküste.
Am Spätnachmittag finden wir uns im kleinen Zentrum von Lido di Spina ein. Mit einem Guide und Rädern von Logonovo E-Bike (viale delle Acacie 7, Lido di Spina) brechen wir auf zur Bike&Boat-Exkursion Wir radeln an einem der Kanäle entlang, die vom Meer in die Valli di Comacchio fließen – ein vielschichtiges Biotop, wo Land und Gewässer ein harmonisches Gleichgewicht finden.
Am Hafen lassen wir die Ebikes stehen und fahren mit dem Motorboot in die Lagune, wo wir einen einzigartigen Sonnenuntergang genießen.
Wunderbares Abendessen in der Locanda La Comancina
Viel zu spät, hungrig, aber randvoller schöner Eindrücke kommen wir in die Locando zurück. Schnell, schnell umziehen und dann hinunter zum Kanal. Über ihm schwebt ein zur Restaurantterrasse umgebautes altes Boot, wo wir das exzellente Abendessen unserer Locanda genießen.
Entspannung am Strand
Am nächsten Tag entspannen wir am einzigen öffentlichen Strand. Er ist sauber und breit, aber bietet eben nicht die angenehmen Features wie die privaten Strandbäder wie Toiletten und Sonnenschirme. Dennoch genießen wir es und haben zum Glück ein eigenes kleines Schirmchen dabei. Denn ohne wäre es in der Mittagshitze kaum auszuhalten an der Adria im August.
Doch das Meer ist herrlich kühl, die Sonnenanbeter verlaufen sich an diesem Strandabschnitt. Welch glückliche Fügung, dass hier mit die breitesten Strände der Adria, aber gleichzeitig auch die leersten sind.
Faszinierende Kanutour durch die Lagune von Comacchio bei Venedig
Spätnachmittags wartet ein weiteres Abenteuer auf uns: An der Fischerstation Foce bringt uns ein erfahrener Kanulehrer auf dem Trockenen das Wichtigste in Kürze bei, was man über Kanufahren wissen muss.
Wir bekommen eine Schwimmweste und einen dritten Mitfahrer, einen älteren Italiener. Und schon gleiten wir mit dem knallroten Kanu durch das weiche, warme Wasser zu den Lagunen von Fattibello, Spavola und Capre. Dabei sehen wir sogar Flamingos!
Fritto misto in Comacchio bei Venedig
Erschöpft, aber glücklich genießen wir hinterher im alten Fischerhaus Il Bettolino di Foce eine gemischte Fischplatte. Natürlich mit dem typischen marinierten Aal, der hier immer noch auf traditionelle Weise gefangen wird. Das Ganze wird appetitlich in einer mit Papier ausgeschlagenen Spankiste serviert und schmeckt köstlich. Dazu gibt es einen kühlen Pinot Grigio.
Abbazia di Pomposa
Anderntags besichtigen wir die Abbazia di Pomposa. Mit ihrem trutzigen hohen Turm ist die romanische Benediktiner-Abtei schon weithin zu sehen. Sie wurde ab Mitte des 9. Jhdt. schnell zu einem der bedeutendsten religiösen und kulturellen Zentren Italiens.
Spannende Weinprobe
Direkt nebenan steht ein großes Schild Vini delle Sabbie. Sandweine? Was soll das sein? Wir sind interessato und fahren direkt zur Azienda vinicola Corte Madonnina, unweit des Abteigeländes (Via per Volano, 1, Codigoro – N. Telefono +39 0533 719002).
Wir haben Glück und der Patrone Vittorio Scalambra hat gerade Zeit für uns. So kommen wir in den Genuss einer ganz persönlichen Weinprobe. Wortreich erzählt er uns von den sandigen Böden der Weinberge, die den Vini delle Sabbie ihren Namen gaben. Dann schwärmt er von seiner Lieblingsrebsorte, dem autochthonen Fortanatraube, deren Anbau erstmals im 17. Jahrhundert in der Provinz Ferrara erwähnt wurde.
Sie ergibt rustikale, säuerliche Rotweine mit kräftigen Tanninen. Die Trauben sind kaum anfällig gegen Rebkrankheiten so dass Vittorio sie nur mit organischen Düngemitteln ziehen kann. Er baut den Fortana auch als Frizzante aus, was ihm seinen würzigen Unterton bewahrt. Superpassend zum landläufig beliebten Aal, wie er betont. Oder zu der kräftigen Salami, die er uns dazu kredenzt.
Sehr angenehm ist auch sein Tre Uve, wie der Name schon sagt, ein Cuvée aus drei Trauben, nämlich Trebbiano, Sauvignon und Incrocio Manzoni. Mit seiner Note von reifen Früchten schmeckt er wie Spätsommer im Glas.
Fun Fact am Rande: Der beliebte Merlot von Vittorio, Micrologus, wurde nach gleichnamigen, musikalischen Abhandlung benannt, die von Guido Monaco Pomposiano im 11. Jahrhundert in der benachbarten Abtei von Pomposa geschrieben wurde. Der Benediktinermönch gilt als Erfinder der modernen Musiknoten.
Facts & Infos
Ausflüge
Bike & Boat bei Sonnenuntergang
Vom Meer zur Lagune. Abfahrt Lido di Spina.
ca. 20 Euro p. P.
Mit dem Kanu durch die Lagunen von Comacchio
Abfahrt Stazione Foce.
ca. 25 Euro p. P.
Mehr Infos unter: www.podeltatourism.it
Kultur
Manifattura dei Marinati
Via Mazzini, 200, Öffnungszeiten: jeweils 9:30 bis 13:00 und 15:00 bis 18:30 Uhr
N. Telefono: +39053381742
Die schönsten Hotels in Comacchio
Locando La Comacina
Traditionelles, elegantes kleines Hotel direkt am Kanal mit sehr guter Küche.
Ü/F p.P. ab 50 Euro.
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Locando Del Delta
Wunderschönes Gebäude mit stimmungsvollem Blick auf die Kanäle mit authentischen Zimmern und hervorragendem Restaurant.
Ü/F p.P. ab 55 Euro.
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Pauschalreise mit Flug
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ab 845 Euro
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Hello, that’s me: Andrea
Reiseredakteurin, Food Lover, Travel Addict.
Auf meiner Seite entführe ich euch ans Mittelmeer und an die Adria, nehme euch mit auf stimmungsvolle Wanderungen, zu kulturellen Highlights in Deutschland und Südeuropa und entdecke mit euch die schönsten Hotels, Hideaways und Wellnesstempel der Regionen.