Caorle - Venedigs gemütliche Cousine

Dopo, dopo! Später, später! Hier an der Spaggia Ponente im Badeort Caorle fällt sie nicht schwer, die italienische Art Dinge zu erledigen, beziehungsweise sie auf später zu verschieben. So verschiebe ich auch das Schreiben des Artikels auf später.

Es gibt einfach so viel Wichtigeres zu tun im hübschen Badeort Caorle an der Adria bei Venedig mit seinen tollen Stränden. Zum Beispiel durchs knöcheltiefe Wasser zu schlendern und Muscheln zu suchen. Den im warmen Sand versonnen mit seinen Händen buddelnden Jungen zuzuschauen. Oder einfach nur auf der Liege zu liegen und auf das blaue Meer zu starren.

Hübscher Badeort Caorle an der Adria bei Venedig mit tollen Stränden

Das Dolce far niente könnte wirklich hier in Caorle erfunden worden sein. Hier sind sogar die Italiener entspannt und reden mit gedämpfter Stimme.

Mittags genießen wir in einer der Strandbars einen Insalata Mista und ein Panini und dann wenden wir uns wieder der heutigen Hauptaufgabe zu: Entspannen!

Wellness am Meer

Beim Strandspaziergang an der Spaggia Potente entdecke ich ein Hinweisschild „Shiatsu am Meer“ und gehe neugierig auf das im feinen warmen Sand aufgebaute Zelt zu.

Sofort begrüßt mich freudig der Masseur Renzo und ich buche eine Shiatsu-Behandlung. Enzo massiert, zupft und zieht meine Gelenke, Knochen und Muskeln sanft in alle Richtungen, während ich das Meer rauschen höre und ein sanfter Seewind über mich streift. Eine wunderbare Erfahrung!

Bummeln entlang der Strandpromenade

Nachmittags bummeln wir Richtung Altstadt auf der Strandpromenade, gesäumt von grob gehauenen Steinen. Jedes Jahr Ende Juni verwandeln ausgesuchte Künstler wieder einige mehr davon in beeindruckende Skulpturen – so entstand im Laufe der Jahre eine faszinierende Freiluft-Galerie.

Am Ende der Promenade thront die Wallfahrtskirche Madonna dell’Angelo, die den Beginn der Altstadt markiert. Wie Caorles berühmte Schwester Venedig oder die weniger bekannte Cousine Comacchio war auch Caorles Altstadt bis Mitte des 19. Jahrhunderts von Kanälen durchzogen. Sie wurden um 1850 zugeschüttet, so dass die Ortsmitte nun durch schmale Gässchen entdeckt werden kann.

Was für eine hübsche Altstadt im Badeort Caorle

Carolas Centro Storico wird dominiert durch den byzantinischen Dom Santo Stefano und seinen separaten Glockenturm – steinerne Zeichen für Caorles einstige Bedeutung als Bischofssitz ab dem 9. Jhdt. Heute prägen pastellig gestrichene Häuser, belebte kleine Plätze und schmale Gässchen das Stadtbild.

Traumschöne Vallevecchia

Wenn man nur wenige hundert Meter von der Stadt mit dem Fahrrad nach Norden fährt, öffnet sich dann eine ganz andere Welt: Die Natur-Oase Vallevechia wurde nach der Trockenlegung der Sumpfgebiete in den 1960er-Jahren zu einer faszinierende Insel mit reicher Fauna und Flora. Nach einer kleinen Wanderung durch lichte Pinienwälder erreichen wir hier einen traumhaften, wilden Naturstrand La Brussa- das absolute Kontrastprogramm zu den trubeligen Stränden von Caorle. (Foto CaorleTourism) https://www.caorle.eu/de

Spannende Geschichten über die Casoni

Ebenso mit dem Fahrrad zu erreichen sind die Casoni in der Lagune von Caorle. Diese ganz aus Stroh errichteten Fischerhäuschen strahlen in ihrer Einfachheit einen erhabenen Charme aus. Hierhin zogen sich in früheren Zeiten die Einwohner zurück, wenn Gefahr durch Piraten drohte. Oder durch Obrigkeiten. Im besonders gut erhaltenen Cason Grottolo tischt uns Sandro Bossa fangfrischen Fisch und atemberaubende Geschichten aus der Vergangenheit der Casoni auf. (Foto: CaorleTourism) 

Übrigens kommt man hier auch an dem Haus vorbei, in dem sich der amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Ernest Hemingway länger aufhielt – und sich zu seinem berühmten Roman „Über den Fluss und in die Wälder“ inspirieren ließ.

Das Weingut als Kommune

Nach diesen kaum zu glaubenden Räuberpistolen über Hunnen und Fischer radeln wir weiter zum Weingut Ca’Corniani. Das historische Landgut https://www.cacorniani.it/vivi-ca-corniani/ wurde von der Versicherung General im 19. Jahrhundert als eine Art Kommune für die arme Bevölkerung gegründet und dient heute als stimmungsvolles Veranstaltungszentrum. Darauf ein Gläschen Sant’Anna Pinot Grigio. (Foto: CaorleTourism)

Kulinarischer Abend am Meeresufer

Am Abend gönnen wir uns etwas Besonderes: Wir spazieren vom Hotel zum Kanal. Hier liegt direkt am Strand das zum Meer geöffnete Restaurant Pic Nic Gourmet http://www.ristorantepicnic.it. Der Familienbetrieb ist quasi das einzige Lokal Caorles, in dem man direkt am Meer speisen kann. Es bietet italienische und mediterrane Küche mit vervorragenden Fischgerichten mit besonderer Rafinesse. Der Fisch ist superfrisch, oder, wie Küchenschef Marcello Zeni betont: Er schwamm in der Morgendämmerung noch in der Adria.

Wir verbringen einen herrlichen Abend bei hervorragendem Service, köstlichem Essen und gutem Wein. Ein kleines Highlight sind – neben dem wunderbaren Dessert – die hauchdünnen, gezuckerten, geeisten Zitronenscheiben, die es zum Abschluss gibt.

Buchtipp: Wunderschönes Kochbuch zur Adriatischen Küche

Wer sich nach dem traumhaften Aufenthalt in Caorle das Adria-Feeling nach Hause kochen möchte, ist mit dem Bildband Cucina Adriatica bestens bedient: In wunderschönen Bildern und stimmungsvollen Texten folgt man Ingolf Hatz durch die kulinarischen Landschaften von der Küste bis ins Landesinnere, mit Schwerpunkt auf der Emilia-Romagna. Man erfährt nicht nur alles über die authentischen Aromen und traditionellen Rezepte der vielen verschiedenen Regionen, sondern auch über Land und Leute. 

32.99 Euro, hier direkt bestellen: Cucina Adriatica